Down

So können Sie die Textgröße anpassen

Sie können Ihre Seite im Browser beliebig vergrößern oder verkleinern.

Rund um die Schwangerschaft

Schwangerschaft und Eisenmangel

Frauen haben durch ihren menstruationsbedingten Blut- und damit Eisenverlust ein höheres Risiko, mit Eisenmangel in eine Schwangerschaft zu starten. Und das kann unter bestimmten Bedingungen Folgen für Mutter und Kind haben.

Schon bei Kinderwunsch an die Eisenversorgung denken

In Deutschland kommen drei Viertel der Frauen im gebärfähigen Alter1 nicht auf die täglich empfohlenen 15 mg Eisen2 und jede fünfte Frau ist sogar von einem Eisenmangel betroffen.3 Grund dafür ist, dass der menstruationsbedingte Eisenverlust mit einem erhöhten Eisenbedarf einhergeht.6 Das kann bedeuten, dass Frauen teilweise mit geleerten Eisenspeichern in die Schwangerschaft starten. Dabei ist gerade in der Schwangerschaft und Stillzeit der Bedarf an zahlreichen Nährstoffen wie B-Vitaminen (v.a. Folsäure), Jod und Eisen zusätzlich erhöht.3,5 So wird Eisen in der Schwangerschaft besonders für das Zellwachstum und die Blutbildung des Ungeborenen benötigt.6

Eisen ist zusammen mit Folsäure für den mütterlichen Organismus und den Fötus wichtig.5 Diese Vitalstoffe sind relevant für die Blutbildung6 und den Sauerstofftransport, die Zellneubildung1 und auch das Zellwachstum.6 Deshalb sollte möglichst ab Kinderwunsch auf eine ausreichende Versorgung, z.B. durch eine ausgewogene eisenreiche Mischkost geachtet werden.3

Hb-Grenzwerte während der Schwangerschaft

Der untere Grenzwert für die Hämoglobinkonzentration (Hb-Wert) liegt im ersten und dritten Schwangerschaftsdrittel bei 11,0 g/dl, im zweiten Schwangerschaftsdrittel bei 10,5 g/dl.3

Erhöhter Eisenbedarf in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft steigt der Eisenbedarf stark an, vor allem durch den Fötus selbst und den Mutterkuchen (Plazenta). Zudem werden insgesamt ca. 35 % mehr rote, eisenhaltige Blutkörperchen produziert. Insgesamt müssen ungefähr 1.200 mg Eisen mobilisiert werden. Durch das Ausbleiben der Menstruation spart sich der Körper ungefähr 160 mg. Außerdem reduziert sich das Blutvolumen nach der Geburt wieder, wodurch etwa 450 mg Eisen zurückgewonnen werden können. Damit beträgt der Netto- Eisenbedarf während der gesamten Schwangerschaft insgesamt etwa 600 mg (siehe Grafik).3

 

Eisenbedarf während der Schwangerschaft

Gesteigerter Eisenbedarf während der Schwangerschaft3

Um diesen erhöhten Bedarf zu decken, sollten Schwangere auf eine tägliche Eisenzufuhr von 30 mg achten. Das entspricht dem doppelten Eisenbedarf einer Nicht-Schwangeren.2 Dieser ist durch eine gesunde und ausgewogene Ernährung kaum zu decken, weshalb der Körper in der Schwangerschaft auf seine Eisenspeicher zugreift und sie leert, so dass einige Schwangere einen Eisenmangel entwickeln.3 Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen wird deshalb auch stets der Eisenstatus (Hämoglobin- und Serum-Ferritin- Wert) kontrolliert (siehe auch Diagnose von Eisenmangel).

Schwangerschaft Eisenbedarf

Mögliche Folgen eines schweren Eisenmangels in der Schwangerschaft

Die ersten Symptome eines beginnenden Eisenmangels wie Abgeschlagenheit oder Müdigkeit sind unspezifisch. Ein Verdacht auf Eisenmangel sollte in der Schwangerschaft unbedingt durch einen Arzt abgeklärt werden, da die Folgen einer Blutarmut in der Schwangerschaft gravierend sein können. Bei Hämoglobin-Werten unter 9 g/l können Frühgeburten und Wachstumsverzögerungen beim Ungeborenen auftreten. Zudem wird das mütterliche Herz stärker belastet und  das Infektionsrisiko der Schwangeren steigt.3

Leitliniengerechte Therapieempfehlungen für Schwangere

Wurde ein Eisenmangel diagnostiziert, werden bei unterversorgten Schwangeren vorzugsweise orale Eisenpräparate mit einem 2-wertigen Eisen eingesetzt, um einer Eisenmangelanämie vorzubeugen. Üblicherweise wird mit einer Tagesdosis von 50 mg begonnen. Diese Dosis erwies sich in 90 % der Fälle als geeignet, einem Eisenmangel bzw. in 95 % der Fälle einer Eisenmangelanämie vorzubeugen.3 Je nachdem, wie stark der Eisenmangel ausgeprägt ist, entscheidet der behandelnde Arzt über Dosierung und Dauer der Eisentherapie.

Eisenmangel und Wochenbett

Die ersten sechs Wochen nach der Entbindung werden Wochenbett genannt. Eine in diesem Zeitraum bestehende Eisenmangelanämie kann unter anderem mit Stress, beeinträchtigter Kognition und sogar Depressionen zusammenhängen, welche unter Umständen zu einer vernachlässigten Versorgung des Kindes und einer gestörten Mutter-Kind-Beziehung führen können.

Grundsätzlich wird bei einem entbindungsbedingten Blutverlust von mehr als 0,5 Litern empfohlen, 24-48 Stunden nach der Entbindung die Hämoglobinwerte zu bestimmen. Abhängig von der festgestellten Hämoglobinkonzentration entscheidet der Arzt, ob entweder ein orales Eisenpräparat täglich eingenommen oder eine intravenöse Eisengabe wöchentlich verabreicht werden soll.

Um einer Eisenmangelanämie nach der Entbindung (post partum) möglichst vorbeugen zu können, wird bereits während der Schwangerschaft auf verschiedene Blutwerte (z. B. Serum-Ferritin) geachtet.4

Eisen während der Stillzeit

Das Stillen ist die natürliche Form der Säuglingsernährung und wird in der Regel für alle Säuglinge in den ersten vier bis sechs Monaten empfohlen.5 Stillen bedeutet aber auch, dass die Gesundheit und das Wohlbefinden von Mutter und Kind nach der Geburt vorrangig von der Qualität der mütterlichen Ernährung abhängen. Mütter sollten daher auf eine ausgewogene, Vitamin C- und eisenhaltige Mischkost achten.3,6 Denn Eisen wird für wichtige Hirnfunktionen benötigt, wie z. B. für die Bildung von Botenstoffen für das Nervensystem. Das Gehirn ist zwischen dem sechsten und neunten Monat der Schwangerschaft sowie in den ersten beiden Lebensjahren am anfälligsten für einen Nährstoffmangel, da es zu der Zeit am meisten wächst.6

 

  1. Hahn A, Ströhle A, Wolters M. Ernährung: Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie. 3. Auflage. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2016.
  2. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE). Referenzwerte: Eisen. https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/eisen/?L=0, zuletzt aufgerufen in 01/2023.
  3. Hastka J et al. Eisenmangel und Eisenmangelanämie. Onkopedia Leitlinien. Stand: Juli 2022. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/eisenmangel-und-eisenmangelanaemie/@@guideline/html/index.html, zuletzt aufgerufen in 01/2023.
  4. Bergmann, R. L., et al. Diagnostik und Behandlung der Anämie und des Eisenmangels in der Schwangerschaft und im Wochenbett. Geburtshilfe und Frauenheilkunde 69.08 (2009): 682-686.
  5. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE). Einheitliche Handlungsempfehlungen für die Schwangerschaft aktualisiert und erweitert. https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/bevoelkerungsgruppen/schwangere-stillende/handlungsempfehlungen-zur-ernaehrung-in-der-schwangerschaft/#c7080, zuletzt aufgerufen in 01/2023.
  6. Nielsen P. Diagnostik und Therapie von Eisenmangel mit und ohne Anämie. 2. Auflage. Bremen: UNI-MED Verlag AG; 2016.