Eisenmangel und Stillzeit

Stillen – das Beste für Mutter und Kind

Das Stillen ist die natürliche Form der Säuglingsernährung. Es gilt in den ersten 4-6 Monaten für fast alle Säuglinge als beste Ernährungsform. Stillen bedeutet aber auch, dass die Gesundheit und das Wohlbefinden von Mutter und Kind nach der Geburt vorrangig von der Qualität der mütterlichen Ernährung abhängen. Wie für alle Phasen rund um‘s Baby wird eine pflanzenbetonte Mischkost dem Bedarf des Körpers an Mikronährstoffen am besten gerecht. Während Schwangere im Vergleich zu nicht schwangeren Frauen mit der recht kleinen Energie-Zulage von +255 kcal täglich auskommen können, dürfen Stillende zugunsten der Milchbildung pro Tag etwa 500 – 600 kcal mehr zu sich nehmen. Entsprechend einfacher gestaltet sich dann auch die Mikronährstoffversorgung.

Ausdrücklich empfohlen wird in dieser Zeit eine generelle Jodmangelprophylaxe. 
Wenn in der Stillzeit kein Fisch verzehrt wird oder die empfohlene fleischarme Kost nicht gezielt auf eine ausreichende Eisenaufnahme zusammengestellt wird, kann eine Ergänzung von mehrfach ungesättigten Fettsäuren und Eisen notwendig werden.

Eisenmangel und Stillzeit

Eisenmangel in der Stillzeit - ein häufiges Phänomen

Ein Eisenmangel im Wochenbett und danach (med: postpartale Anämie) ist viel häufiger als allgemein vermutet. In Deutschland treten Eisenmangel-Anämien bei nahezu 20 Prozent der Frauen nach einer Entbindung auf. Etwa die Hälfte der jungen Mütter, die während der Schwangerschaft keine Eisensubstitution erhielten, weisen auch noch ein halbes Jahr nach der Entbindung entleerte Eisenspeicher auf. Dabei sind die häufigste Ursache für die nachgeburtliche Eisenmangel-Anämie die hohen Blutverluste während der Entbindung.

Neben den allgemeinen Eisenmangel-Symptomen der Mutter und einer möglichen Unterversorgung des Säuglings wird Eisenmangel in der Stillzeit nach aktuellem Stand der Wissenschaft auch mit der sogenannten Wochenbettdepression (med. postpartale Depression) in Zusammenhang gebracht.8
Gedrückte Stimmung, Antriebslosigkeit, Interessensverlust, Schlafstörungen und Appetitmangel betreffen ca. 10-15% aller Mütter, teilweise über mehrere Monate hinweg. Diese Veränderungen können die Mutter-Kind-Beziehung negativ beeinflussen und sollten auch deswegen unbedingt vermieden werden.1

Nach der Geburt: Eisen-Check sollte obligatorisch sein

Nach der Geburt besteht ein hohes Risiko für einen Eisenmangel der Mutter, so dass zusätzlich zur Messung des Funktionseisens (Hämoglobin, Hb-Wert) eine Messung des Füllungsgrads der Eisenspeicher (Serum-Ferritin) ratsam ist.

Eine Eisenmangel-Therapie im Wochenbett sollte mit einer 100-mg-Dosierung erfolgen, wenn der Hb-Wert < 10 g/dl beträgt. Bei Hb-Werten von 8-10 g/dl erhöht sich die Tagesdosierung während des gesamten Wochenbetts auf 200 mg pro Tag. 
Bei der Abschlussuntersuchung im Wochenbett sollte neben dem Hb-Wert auch die Serum-Ferritin-Konzentration gemessen werden. Bei Hb-Werten unter 8 g/dl bzw. Ferritin-Werte < 12g/l reicht eine orale Therapie bei einigen Patientinnen nicht mehr aus, so dass intravenöse Eisengaben oder auch Bluttransfusionen notwendig werden könnten.1

  1. Nielsen P. Diagnostik und Therapie von Eisenmangel mit und ohne Anämie. 1. Aufl. 2009; UNI-MED Verlag AG Bremen

  1. Bergmann RL et al. (Arbeitskreis zur Erarbeitung fundierter Empfehlungen für die Prophylaxe und Therapie von Eisenmangel und Anämie in der Geburtsmedizin): Geburtsh Frauenheilk 2009; 69: 682-86