Eisenmangel und Menstruation

Die Menstruation bestimmt im Schnitt etwa 35 Jahre lang das Leben einer Frau. Das entspricht umgerechnet 500 Monatsblutungen.

Sobald die Regelblutung einsetzt, sind viele Frauen abgeschlagen und müde und auch die Konzentrationsfähigkeit kann stark nachlassen. Was häufig als unabänderliche Begleiterscheinung der Regel hingenommen wird, kann jedoch eine durchaus therapierbare Ursache haben: Ein Eisenmangel, der schleichend durch die monatlichen Blutverluste entsteht und sich typischerweise durch recht unspezifische Symptome zeigt.

Eisenmangel durch monatliche Blutverluste

Frauen mit Regelblutung haben ein wesentlich höheres Risiko, einen Eisenmangel zu entwickeln, als Männer. Sie benötigen mindestens 1/3 mehr an Eisen, um die Verluste durch eine normale Regelblutung auszugleichen. In den Empfehlungen zur Eisenzufuhr wird ein höherer Eisenbedarf für diese Gruppe entsprechend berücksichtigt. Bei ausgewogener Ernährung und ohne weitere Eisenmangel-Risikofaktoren, kann der Eisenhaushalt meist noch im Gleichgewicht gehalten werden.1

Allerdings gibt es in der Realität auch andere Konstellationen:

Nicht selten gehen die Blutverluste über den normalen Rahmen hinaus, so dass der einhergehende Eisenverlust über die Ernährung allein kaum noch ausgeglichen werden kann. Während 40 ml Blut pro Menstruation bei normalen Zyklus Zeitintervallen aus medizinischer Sicht als normal anzusehen sind, zählen z.B. folgende Zustände zu den menstruellen Störungen, wo ein Eisenmangel häufig einhergeht:1

  • Hypermenorrhoe (übermäßig starker Blutung) > 80 ml pro Monatsblutung
  • Menorrhagie (verlängerte Monatsblutung) > 7 Tage
  • Polymenorrhö  (Verkürzung des Regelintervalls ) < 25 Tage Abstände

Oft wird die Häufigkeit dieser im Alltag körperlich und seelisch sehr belastenden Regelanomalien unterschätzt. Zudem fehlt - sowohl von Nicht-Betroffenen als auch oft von den betroffenen Frauen selber - häufig das Verständnis für die Ursache und deren Auswirkungen. Dabei sind allein 15 % aller Frauenarztbesuche auf eine Hypermenorrhoe zurückzuführen.17

Insbesondere vor den Wechseljahren sind besonders starke oder verlängerte Regelblutungen nichts Ungewöhnliches. Dabei werden die monatlichen Blutverluste oftmals unterschätzt, die betroffenen Frauen sind sich einer menstruellen Störung nicht bewusst. 
Zur besseren Einschätzung der eigenen Menstruation wurde in Zusammenarbeit mit der Eisenstoffwechselambulanz Hamburg-Eppendorf ein praktischer Regeltest entwickelt. 
Dieser Test ist unter www.mens-test.de für Sie verfügbar – Die Durchführung ist schnell, einfach und anonym. 
Anhand der Dokumentation des Hygieneartikelverbrauchs hilft er, die Menstruationsstärke richtig einzuschätzen und gibt zudem noch nützlicheTipps. 
Denn: Besteht der Verdacht auf eine Menstruationsstörung, sollte auf jeden Fall ein Gynäkologe aufgesucht werden.

Aber auch ohne Menorrhagie oder/und Hypermenorrhoe schaffen es viele Frauen nicht, ihren erhöhten Eisenbedarf allein durch die normale Kost zu decken. 
So liegt die durchschnittliche Eisenzufuhr nach einer nationalen Verzehrstudie bei Frauen bis 50 Jahre unter den Empfehlungen. In der Altersgruppe von 19-34 Jahren ist die Eisenzufuhr bei immerhin 80% der Frauen nicht ausreichend. Eine Untersuchung, die einzelne Studien zur Eisenversorgung bei Jugendlichen zusammenfassend auswertete, ergab für viele europäische Länder – so auch für Deutschland – im Schnitt einen deutlich zu niedrigen Wert (etwas über 10 mg/Tag) für das von weiblichen Jugendlichen (Alter 10-18 Jahre) mit der Nahrung aufgenommene Eisen im Verhältnis zum erforderlichen (empfohlenen) Wert (15 mg/Tag).

 Eisenmangel bei Frauen „im gebärfähigen Alter“

Der Eisenverlust bei der Menstruation gilt bei Frauen im gebärfähigen Alter als häufigste Ursache der Eisenmangel-Anämie.1

Viele Untersuchungen lassen inzwischen auf eine hohe Verbreitung von menstruell bedingtem Eisenmangel schließen:

  • Untersuchungen aus den Industrienationen zeigen, dass etwa 10–30% der Frauen im gebärfähigen Alter verminderte Eisenspeicher und bis zu 14% der Frauen eine Eisenmangel-Anämie haben.42
  • Untersuchungen eines deutschen Experten-Teams an menstruierenden Frauen beziffern das Risiko eines Eisenmangels auf etwa 22% und einer Eisenmangel-Anämie auf etwa 4%.42
  • Eine Untersuchung an 1400 jungen Frauen in Norddeutschland zeigte sogar, dass ca. 40% erschöpfte Eisenspeicher aufwiesen und 10% überhaupt keine Eisenreserven mehr hatten.1

Neben den Belastungen der Frau durch die Eisenmangel Symptome, können leere Eisenspeicher im gebärfähigen Alter außerdem auch Risiken für Mutter und Kind bedeuten – denkt man zum Beispiel an eine unvorhergesehene Schwangerschaft. 
Deshalb sollte nicht erst bei Kinderwunsch oder bei Beginn der Schwangerschaft der Eisenstatus der Frau kontrolliert werden.

Eisenmangel und Menstruation

Eisen-Check-up – ein Thema schon vor der Schwangerschaft

Ein nicht unerheblicher Teil der menstruierenden Frauen hat herabgesetzte Eisenspeicher. Eine frühzeitige Eisenmangel Diagnose und die entsprechende Eisenmangel Therapie ist hier umso wichtiger, wenn eine Schwangerschaft  möglich oder gar erwünscht ist. Da sich der Eisenbedarf in der Schwangerschaft etwa 2-3-fach erhöht, die Eisenzufuhr aber meist gleich bleibt, gehen Experten von einer Verdopplung der Häufigkeit von Mangelzuständen aus.42

  1. Nielsen P. Diagnostik und Therapie von Eisenmangel mit und ohne Anämie. 1. Aufl. 2009; UNI-MED Verlag AG Bremen

  1. Hypermenorrhoe als häufige Ursache für Eisenmangel www.mens-test.de, Abruf 14.08.2014

  1. Fragen und Antworten zu Eisen in Lebensmitteln, BfR, www.bfr.bund.de, Zugriff am 16.07.2014