
Eisenmangel und Blutwerte
Den „besten“ Parameter zur Feststellung des Eisenstatus gibt es nicht. Alle haben ihre Vor- und Nachteile und sind unterschiedlich „sensitiv“. Aber durch eine gezielte Auswertung und unter der Berücksichtigung der Stadieneinteilung des Eisenmangels kann man ein genaues Bild des Eisenstatus erhalten. Dabei hängt die Wahl der Blutwerte sowohl von der Fragestellung als auch der Verfügbarkeit der einzelnen Labortests ab.
In der klinischen Praxis wird meist Serum-Ferritin als sensitivster Test des Eisenstoffwechsels verwendet. Das Serum-Ferritin zeigt sozusagen den Füllungsgrad der Eisenspeicher an. Damit wird bereits ein Speichereisenmangel, das Stadium I des Eisenmangels, sichtbar. Zusammen mit einer Messung des Hämoglobins (Hb-Wert) - einem Parameter, der das Stadium III erfasst - ist eine eindeutige Beurteilung möglich.9 Deshalb werden diese beiden Laborparameter in der Eisenmangeldiagnostik bevorzugt analysiert und sollten für eine aussagefähige Bestimmung des Eisenstatus möglichst in Kombination erhoben werden.
In den letzten Jahren sind neben dem Serum-Ferritin vor allem noch der sog. lösliche Transferrin-Rezeptor und das Hepcidin als aussagekräftige Blutwerte in den Blickpunkt des Interesses gerückt. Ihre Kombination erlaubt gleichzeitig eine Abgrenzung des Eisenmangels von anderen Anämieformen, wenn ferner das Blutbild, die sog. Transferrinsättigung und das Retikulozyten-Hb mit einbezogen werden.10
Ausführliche Erklärungen zu den hier genannten Parametern und Informationen zum diagnostischen Vorgehen finden Sie auch auf der Website Eiseninfo, die von der Eisenstoffwechselambulanz des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf betrieben wird, sowie in den aktuellen Leitlinien zur Therapie von Eisenmangel und Eisenmangel-Anämie.
Der Serum-Ferritin-Wert
Die Ferritin-Konzentration im Blutserum ist in der Praxis das beste Maß für das Speichereisen. Sinkt es unter den Normwert - nach deutscher Leitlinie bei Männern <30 μg/l und bei Frauen unter <15μg/l - spricht man von einem Speichereisenmangel (Stadium I).9
Ferritin gilt - bei ansonsten gesunden Menschen - als der sensitivste Blutwert für einen Eisenmangel. In Ausnahmefällen ist jedoch die zusätzliche Bestimmung weiterer Blutwerte (siehe oben) erforderlich: Denn seine Aussagekraft als Eisenspeicher-Maß ist immer dann eingeschränkt, wenn gleichzeitig entzündliche Erkrankungen, bösartige Tumorerkrankungen oder auch Lebererkrankungen vorliegen. Da das Serum-Ferritin in diesen Fällen – ganz unabhängig vom Eisenstatus – ansteigt, würde so ein bestehender Eisenmangel sozusagen „maskiert“.9

Der Hb-Wert
In vielen Arztpraxen wird bei Verdacht auf einen Eisenmangel lediglich der Hämoglobin-Wert (auch Hb-Wert genannt) als Blutwert bestimmt. Dieser gibt Aufschluss darüber, wie viel Eisen aktuell im Blut enthalten ist. Allerdings sagt er uns innerhalb seiner Normgrenzen nichts darüber, in wie weit die Eisenspeicher im Körper noch ausreichend gefüllt sind.
Denn der Hb-Wert sinkt erst, wenn die Eisenspeicher vollständig leer sind und deshalb nicht mehr genügend rote Blutkörperchen gebildet werden können. Fällt er unter den Grenzwert - bei Frauen 12,0 g/dl (≙ 7,4 mmol /l), bei Männern 13,0 g/dl (≙ 8,1 mmol /l) liegt eine therapiebedürftige Eisenmangel-Anämie vor.9
Hämoglobin und Ferritin als Kriterien für eine ärztliche Eisen-Verordnung
Gemäß der in Deutschland gültigen Leitlinie zu Eisenmangel und Eisenmangelanämie aus dem Jahre 2011 ist der Arzt gehalten, das Hämoglobin als alleinigen Blutwert für seine Eisenverordnung heranzuziehen. Siehe dazu auch: Übersicht Verordnungs-Empfehlungs-Kriterien nach DGHO und WHO
Wissenschaftliche Arbeitskreise arbeiten inzwischen allerdings an einer Optimierung dieser sehr reduzierten Sichtweise. Insbesondere zur Situation rund um Schwangerschaft und Stillzeit liegen konkrete Vorschläge vor, die insbesondere das Serum-Ferritin als maßgeblichen Parameter für eine Intervention mit Eisen heranziehen.
Da viele und umfangreiche wissenschaftliche Studien die positiven Effekte einer Therapie schon bei leeren Eisenspeichern aufzeigen, sollten Sie selbst auf Ihre persönliche Eisenversorgung achten.
Spezielle Empfehlungen zu Diagnose und Therapie von Eisenmangel
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